Nadja Greinert beendet Karriere
Es läuft die zweite Halbzeit des Südbadenderbys zwischen dem SV Allensbach und der HSG Freiburg. Das Spiel ist für beide Teams gleichzeitig das Auftaktspiel der Aufstiegsrunde in die 2. Bundesliga. Noch ist die Partie ausgeglichen. Der SVA ist im Angriff, es droht das Zeitspiel. Da nimmt sich Spielführerin Nadja Greinert den Ball und wirft ihn ansatzlos – fast aus dem Stand – in den Winkel ins lange Eck. Wenig später ist ihr Team auf der Siegerstraße und gewinnt am Ende mit 22:18.
Beeindruckende Karriere eines Eigengewächs
Bundesligahandball in Allensbach ohne Nadja Greinert? Kaum vorstellbar. Doch genau dieses Szenario wird für die 1. Frauenmannschaft des SV Allensbach in der kommenden Saison eintreten. Nach zwölf Spielzeiten in Gelb-Blau und insgesamt 16 Jahren für den Verein wird Greinert ihre Karriere nach der Aufstiegsrunde beenden.
«Nach so langer Zeit fällt mir der Abschied natürlich sehr schwer. Der SV Allensbach ist mein Heimatverein. Ich habe mich immer wohlgefühlt, viele tolle Menschen kennengelernt sowie zahlreiche schöne Momente und sportliche Höhepunkte erlebt», blickt die 29-Jährige auf ihre Zeit am Riesenberg zurück.
«Als mittlerweile erfahrenste Akteurin führt Nadja unser junges Team an. Sie übernimmt Verantwortung und sorgt dabei immer wieder für den entscheidenden Unterschied. Auch neben dem Spielfeld ist sie präsent und das Sprachrohr der Mannschaft zum Trainerteam und Vorstand. Die Fusstapfen, die sie hinterlässt, werden riesig sein und sicher nicht von einer Spielerin allein zu füllen», weiß der Vorstand und sportliche Leiter der Frauen 1, Andreas Spiegel.
Rasanter Aufstieg nach spätem Einstieg
Dabei war die aus Radolfzell stammende Linkshänderin eine Späteinsteigerin. Erst mit zwölf Jahren begann sie mit dem Handballsport beim HSC Radolfzell. Ihr Talent blieb nicht lange unentdeckt und so wechselte sie bereits im Jahr 2006 in die C-Jugend zum SV Allensbach.
Bundesligakader und Einsätze im Jugendnationalteam
Auch dort war sie von Beginn an in allen Teams stets eine der Leistungsträgerinnen und schaffte dann 2010 den Sprung über das Perspektivteam in den Bundesligakader. Im Jahr 2008 kam erstmalig die Einladung zum Jugendnationalteam, welche sie damals übrigens gemeinsam mit der ebenfalls langjährigen SVA-Spielerin Julia Ströhle (ehemals Willauer) wahrnahm. Mit dem Adler auf der Brust nahm Nadja Greinert unter anderem an der Qualifikation zur Europameisterschaft in der Slowakei teil sowie an der Weltmeisterschaft in der Dominikanischen Republik. Weitere Höhepunkte waren im Jahr 2015 der Einsatz an der Beachhandball-EM in Spanien sowie der Hochschul-EM in Portugal.
«Nadja kann auf eine tolle Karriere zurückblicken und es erfüllt uns und alle die sie auf ihrem Weg hier im Verein begleitet haben mit Stolz, dass sie dem SV Allensbach immer treu blieb. Es hätte niemanden gewundert, wenn Nadja auch in der 1. Bundesliga aufgelaufen wäre», erklärt Andreas Spiegel.
Nadja Greinert war am Bodensee stets zufrieden. Hier absolvierte sie auch ihr Studium und hatte ihr soziales Umfeld. Sie brachte sich in den Verein ein und gab ihr Handballwissen als Jugendtrainerin an die nächste Generation weiter.
«Ich möchte mich von Herzen bei allen bedanken, die ich in meiner Zeit hier kennenlernen durfte und die mich unterstützt und begleitet haben», so die 29-Jährige, die mittlerweile als Marketing Managerin arbeitet, und blickt auf die Zeit nach dem Handball mit einem weinenden und einem lachenden Auge. «Handball war seit meiner Jugend immer ein wichtiger Teil in meinem Leben. Jetzt freue ich mich aber auch auf die Zeit ohne Handball. Das bedeutet mehr Zeit mit meinem Freund, meiner Familie und Freunden sowie für andere Hobbies zu haben.»
Am 28. Mai läuft Greinert zum letzten Mal auf
Noch zweimal können die Fans in der Riesenberghalle Nadja Greinert und ihre Kolleginnen spielen sehen. Nach dem Auftaktsieg gegen Freiburg treten die «Hühner» nun dreimal in Folge auswärts an. Am Donnerstag, den 26.5., gastiert die SG Schozach-Bottwartal am Riesenberg. Der TSV Haunstetten ist dann am Samstag, den 28.5. der letzte Gegner.