SVA muss knappe Derbyniederlage hinnehmen

Quelle: Südkurier; https://www.suedkurier.de/regionalsport/regionalsport-bodensee-west/tus-steisslingen-feiert-derbysieg-gegen-sv-allensbach;art2783,11051695

Packendes Finale im Handball-Krimi: Mit einem Siebenmeter nach Ablauf der Zeit hätten die Gäste einen Punkt retten können, doch so jubeln die Hegauerinnen vor 400 Zuschauern über einen 27:26-Erfolg in der 3. Liga.

TuS Steißlingen – SV Allensbach 27:26 (15:15)

Die Zeit ist abgelaufen in der Mindlestalhalle. 27:26. 400 Zuschauer halten den Atem an. Starren gebannt aufs Parkett, wo dieses hochspannende Derby zwischen den Drittliga-Handballerinnen des TuS Steißlingen und des SV Allensbach seine größte Zuspitzung erlebt. Ein letzter Siebenmeter für die Gäste vom Untersee entscheidet über Heimsieg oder Unentschieden. Beim fast schon logischen Höhepunkt stehen sich die besten Spielerinnen des Abends gegenüber. Nadja Greinert, die mit zwölf Treffern fast die Hälfte aller Allensbacher Tore erzielt hat, und die frühere SVA-Torhüterin Sophie Leenen, die mit zahlreichen Paraden ihre ehemaligen Mitspielerinnen ein ums andere Mal zur Verzweiflung brachte. Der Pfiff. Greinert wirft. Und der Ball prallt vom linken Außenpfosten zurück ins Feld. Für einen kurzen Moment steht die Zeit still, dann toben die Fans der Hegauerinnen auf den Rängen, während Leenen nach ihrem dritten parierten Strafwurf unter den jubelnden Teamkameradinnen begraben wird. „Ziemlich geil. Ich kann‘s noch gar nicht glauben, dass wir tatsächlich gewonnen haben – gegen Allensbach, den Tabellenzweiten, das fühlt sich ziemlich gut an“, sagt Matchwinnerin Leenen wenig später. Ihr einziger Gedanke in der finalen Situation sei der gewesen: „Ich muss ihn halten, für die Mannschaft, für die Fans, für alle!“ Lange haben sie darauf warten müssen, wieder einmal vor so vielen Zuschauern spielen zu dürfen. „Wir haben das wirklich genossen“, sagt der Steißlinger Trainer Sascha Spoo und meint nicht nur die Revanche für die 24:29-Hinspielniederlage in Allensbach, sondern auch die gut gefüllten Ränge beim Derbysieg des Aufsteigers. „Das Spiel wurde über weite Strecken der Kulisse gerecht“, sagt Spoo. Die Hegauerinnen haben durch diese beiden Punkte ihren Teil dazu beigetragen, dass es auch in der kommenden Saison zu diesem packenden Bezirksduell in der 3. Liga kommt. Mit 17:13 Punkten sind sie auf einem guten Weg in Richtung Klassenverbleib. „So kann‘s weitergehen“, sagt Torhüterin Leenen. Trainer Spoo bremst die Euphorie jedoch: „Es ist noch ein weiter Weg, wir dürfen uns jetzt nicht von diesem Sieg blenden lassen.“

Die Allensbacherinnen dagegen belegen zwar weiterhin Rang zwei, können aber im Kampf um die Aufstiegsrunde noch vom TSV Haunstetten, der zwei Spiele weniger ausgetragen hat, eingeholt werden. „Wir hatten heute keinen guten Tag, uns plagen nach wie vor die Krankheiten. Wir sind nicht bei hundert Prozent, das merkt man in solchen Spielen“, sagt SVA-Teamchef Oliver Lebherz. Dessen Kader fehlen erneut drei Spielerinnen wegen Corona, sodass die Torwarttrainerin Steffi Hagemeister, früher Neumann, zwischen den Pfosten aushelfen muss. An ihr liegt es nicht, dass die Allensbacherinnen ihre vierte Saisonniederlage kassieren – ohne in der gesamten Partie auch nur einmal zu führen. Im Gegenteil. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte, in der die Gastgeberinnen meist mit einem oder zwei Toren vorne liegen, sorgt die 33-Jährige dafür, dass ihr Team in den schwachen zehn Minuten zu Beginn des zweiten Durchgangs nicht ganz den Anschluss verliert. Acht individuellen oder leichtfertigen Fehlern steht in dieser Phase nur ein Gästetor gegenüber. So zieht der TuS auf 21:16 davon. „Steißlingen hat um jeden Millimeter gekämpft und wir haben uns ein bisschen von der Hektik anstecken lassen“, analysiert Lebherz. Erst in den letzten zehn Minuten der Begegnung schrumpft der vermeintlich komfortable Vorsprung der Hegauerinnen. „Am Ende haben wir uns das Leben selber ein bisschen schwer gemacht und Allensbach aufgebaut“, sagt TuS-Trainer Spoo, der die gute Defensivleistung seiner Mannschaft lobt. Trotzdem kommt der SVA noch einmal bis auf ein Tor heran und erspielt sich die Chance zum Punktgewinn in diesem letzten Duell Frau gegen Frau, das für Oliver Lebherz allerdings weniger entscheidend ist. „Wir haben zu viele Fehler gemacht und dürfen uns nicht über die letzte Situation aufregen. Wir haben es verschenkt“, sagt er. Sein Gegenüber Sascha Spoo sah „ein Spiel zwischen zwei guten Mannschaften, mit dem glücklicheren Ende für uns. Der Sieg war nicht unverdient, wenn man das ganze Spiel betrachtet.“ Und Sophie Leenen, die Torhüterin mit der letzten Parade? Die sagt: „Wir haben ein Ausrufezeichen gesetzt, da werden sich noch andere wundern.“ Und dann will sie nur schnell weg. Feiern. Mit den anderen Derbysiegerinnen.

Es spielten: Hagemeister, Petrovic, Sousek (Tor); Mitreiter, Müller, Hoefs, Goudarzi, Greinert (12/6), Bok, Gisa (3), Seemann, von Kampen (5), Epple (1), Rinkeviciute (5), Lützkendorf, Strosack