Südkurier: Schmerzhafte Niederlage für SV Allensbach
SV Allensbach unterliegt Tabellenführer SG BBM Bietigheim II trotz guter erster Hälfte.
Handball, 3. Liga Frauen: SV Allensbach – SG Bietigheim II 22:24 (13:10)
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebten die Drittliga-Handballerinnen des SV Allensbach im Duell mit dem Erstplatzierten SG BBM Bietigheim II. Nach einer guten ersten Halbzeit flatterten bei der Mannschaft vom Bodensee in der zweiten Hälfte die Nerven, sodass 20 Minuten lang nur zwei Allensbacher Tore fielen, während die Gäste einen Ball nach dem anderen im SVA-Tor unterbrachten. Höhepunkte der Emotionen waren dann zwei umstrittene Schiedsrichterentscheidungen, in deren Folge der SVA-Teamchef Oliver Lebherz zunächst eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt bekam und dann die Rote Karte sah. Somit wurde nach einer Aufholjagd die letzte Allensbacher Chance auf einen Punktgewinn zunichtegemacht.
Dabei starteten die Gastgeberinnen druckvoll ins Spiel gegen die favorisierte Bundesligareserve aus Bietigheim, und Steffi Hotz netzte in der 3. Minute zur 3:0-Führung ein. Anders als gegen Haunstetten, zeigte der SVA in den ersten 30 Minuten sein ganzes Potenzial, und die stärkste Offensive der Liga tat sich schwer gegen die Allensbacher Abwehr. So waren beim 13:10-Halbzeitstand die Chancen auf einen Allensbacher Heimsieg gut.
Nach dem Seitenwechsel ging es aus Allensbacher Sicht vielversprechend weiter – allerdings nur kurz. Leonie Scholl traf in der 32. Minute zum 14:10, im Folgeangriff der Gäste fing Hannah Person den Ball ab, doch die gut aufgelegte Gästekeeperin Celina Eileen Meißner verhinderte einen weiteren Allensbacher Torerfolg. Dann folgte ein unerklärlicher Bruch im Spiel der Gastgeberinnen, der sie am Ende den Sieg kosten sollte: Zehn lange Minuten fiel kein einziger Allensbacher Treffer, während im Gegenzug die Gäste gnadenlos ihre Chancen verwandelten. Die Folge: 14:18 in der 43. Minute, erst Denise Lizureck beendete mit ihrem Treffer zum 15:18 die Allensbacher Durststrecke. Die Bietigheimerinnen erzielten davon unbeeindruckt weiter Treffer um Treffer, während es für den SVA immer noch kein Durchkommen gegen die starke SG-Defensive gab. Beim Stand von 15:21 (52.) schien das Spiel gelaufen. „Das war eine mentale Sache“, kommentierte Teamchef Lebherz den Einbruch seiner Spielerinnen in der zweiten Halbzeit, denen man das Nervenflattern ansah. „Uns fehlen in solchen Situationen die einfachen Tore, dies hatte uns Bietigheim in dieser Phase voraus.“
Vorbei war das Wechselbad der Gefühle jedoch noch lange nicht, denn – wie in heimischer Halle gewohnt – gaben sich die Allensbacherinnen nicht auf und starteten eine Aufholjagd, bei welcher Julia von Kampen in der 56. Minute das 19:22 erzielte. Dann der emotionale Höhepunkt des Abends. Erst parierte die stark aufgelegte Stephanie Lukau in der 57. Minute einen Siebenmeter der Gäste, doch im Nachwurf traf Lena Vogt – trotz möglichen Eintritts in den Kreis – zum 19:23. Das Schiedsrichtergespann entschied in dieser strittigen Situation auf Treffer – und bestrafte die Proteste der Allensbacher sofort hart. Zunächst gab es die Gelbe Karte für Torwarttrainer Peter Liebl und nur wenige Momente später eine Zweiminuten-Strafe gegen Teamchef Oliver Lebherz.
Nur 59 Sekunden später war Lebherz erneut mit einem Pfiff nicht einverstanden – und wurde mit der Roten Karte disqualifiziert. Der Allensbacher Frust war an dieser Stelle verständlich, schließlich hatten die Gastgeberinnen doch das Momentum auf ihrer Seite, während nun die Bietigheimerinnen in Überzahl den Vorsprung über die Zeit brachten und den 24:22-Sieg am Bodensee ausgelassen feierten.
Ohne Nervenflattern und die lange Durststrecke nach der Pause hätten die Allensbacherinnen den Spitzenführer ungeachtet der Entscheidungen in der Schlussphase schlagen können. Statt Frust und schlechter Laune will Oliver Lebherz jedoch das Positive aus dem Spiel mitnehmen, trifft seine Mannschaft doch bereits in zwei Wochen auf das nächste Spitzenteam – den Tabellendritten TuS Metzingen II.
SV Allensbach: Wörner, Lukau (Tor); Lizureck (1), Person (2), Rothmund (4), Willauer, Müller, Bickel (1), Greinert (2), Hotz (5/3), Höppe, Von Kampen (2), Hübner (3), Scholl (2). – Z: 315.